Texte von Tom

Ich bin mehr

© 2021 / Collage TM

Mitten am Tag holt er mich ein, der Schmerz.

bittersüß schmeckt er in meinem Herzen.

‐ doch ich bin mehr als das.

Mitten am Tag denke ich 1000 Gedanken

‐ doch ich bin mehr als meine Gedanken.

Mitten am Tage denke, fühle, bin ich:

mal so, mal so…

doch ich bin mehr als die Summe meiner Gedanken.

Das Leben in mir bleibt ein Geheimnis,

das ich nicht enträtseln kann,

manchmal liegt es vor mir wie ein offenes Buch.

Ich begreife, ich verstehe ‐

und dann verstehe ich wieder gar nichts,

kann es nicht begreifen, nicht fassen.

Doch ich bin mehr als alles Vordergründige,

mehr als das Tiefschürfende,

und ich warte und hoffe und zweifle und glaube,

dass das Leben in mir stärker ist

als alles, was ich je begreifen kann.

Und der Schmerz darf sich verwandeln

in Zuversicht und Liebe,

darauf will ich immer wieder vertrauen,

denn: ich bin mehr als die Summe meiner Teile!

© TM 2017

Wohin?

(c)MM

Du mühst Dich ab, Tag für Tag kletterst Du nach oben,
ohne den ganzen Weg zum Horizont zu sehen, der immer da ist.
Der Wind kann dich jeden Moment abschütteln und du drohst zu fallen.
Ins Bodenlose?
Nein, Du kannst nicht tiefer fallen als in Deine tiefste Existenz,
denn dort ist der Sinn nicht mehr infrage gestellt.
Du bist, weil Du bist!
Darum kriechst Du nur scheinbar sinnlos immer wieder nach oben,
auch wenn Du zum 100sten Male gefallen bist.
Mit Deinen kleinen Augen kannst Du das Ziel noch nicht sehen,
aber Du fühlst den Weg, der genau vor Dir liegt und zu sagen scheint:
„Geh‘  immer nur den nächsten Schritt!“
Du darfst glauben, dass der Weg da ist
und dass er gegangen werden will –
von dir allein.
Das wird Dir niemand abnehmen.
Doch sei gewiss, viele andere suchen auch,
gehen langsam aber sicher ihrem Ziel entgegen.

© TM

Danach

© TM

Wenn du es überstanden hast,

wenn du hindurchgegangen bist,

wenn du es mal wieder überlebt hast,

wenn du dich selbst überraschen konntest,

wenn es dir gelungen ist, dich selbst zu überlisten,

wenn es dir die anderen schon nicht mehr zugetraut haben,

wenn du trotzdem wieder zurückgekommen bist,

wenn du durchs Feuer gangengen bist wie Phönix aus der Asche,

wenn dir dein Leben neu geschenkt wurde…

dann bist du wieder der Eroberer deiner eigenen, kleinen Welt,

dann siehst du die Welt mit neuen, frischen Augen,

dann findest du deine ganz eigene Lebensmelodie wieder,

dann hängt vielleicht sogar der Himmel voller Geigen,

dann kann es sein, dass du eine Zeitlang ein bisschen übertreibst,

dann sagen die anderen vielleicht: „Der ist ein wenig drüber.“,

dann fühlst du dich wie ein ehemals trauriger, nun aber fröhlicher und befreiter Held,

dann steckst du andere an mit deinem Lachen,

dann nimmst du wieder am Leben teil,

dann nimmst du andere auf deinem Weg ein Stückchen mit,

dann spürst du wieder den Wind auf deiner Haut,

dann wärmt dich jeder noch so kleine Sonnenstrahl,

dann geht’s du auf altbewährten Wegen und traust dich auf neue, unbekannte,

dann spürst du den Geschmack von Lebendigkeit tief in deiner Seele,

dann weißt du auf einmal, dass alles seinen Sinn hat,

auch wenn du es noch nicht ganz durchschaust.

Wenn alles vorbei ist,

hast du wieder ein bisschen an deiner eigenen kleinen Geschichte weitergeschrieben.

© 2019 TM


Verletzlich

rote Rose im Winter, vom Rauhreif weiß geschmückt
© 2021 TM

Trotz der Spannungen, verletzlich bleiben,

trotz der Gräben, Brücken bauen,

trotz der Scheu, die Netze auswerfen.

Denn Verletzlichkeit bewahrt vor Härte,

Offenheit bewahrt vor verpassten Chancen,

Geduld bewahrt vor abgerissenen Beziehungen.

Wie ein Tautropfen benetzt uns

die unerwartete Liebe anderer Menschen,

wie kühlendes Nass dringt ein versöhnliches Wort

durch unsere ausgedörrten Kehlen.

Wie stark sind menschliche Bindungen,

die nicht einzementiert sind in Gewohnheiten,

sondern aufbauen auf verletzlicher, zärtlicher Aufmerksamkeit.

Das Schwache erweist sich auf Dauer oft als das Stärkere.

Das ist das Geheimnis lebendiger Liebe.

© TM